Fruchtbare Böden sind für uns eine Selbstverständlichkeit. Sie sind da und scheinen schon immer da gewesen zu sein. Woher sie kommen, aus was sie bestehen und dass auch sie am Leben erhalten werden müssen, darüber machen wir uns normalerweise keine Gedanken. Boden, das sind die wenigen Zentimeter zwischen Himmel und Erde, in dem die Stoffkreisläufe von Abbau und Aufbau stattfinden und von dem wir leben. Boden entsteht aus Muttergestein durch das Zusammenwirken von Wasser, Luft, Frost, lebenden und toten Organismen, also durch physikalische, chemische und biologische Prozesse. Die Bodenbildung kann man dabei in 3 wesentliche Stufen einteilen:
- Zerfall des Muttergesteins in Felsen, Stein, Sand und kleinere Partikel.
- Besiedelung des Gesteins durch Algen, Flechten, Moose und Pflanzen und dessen Anreicherung mit organischen Stoffen durch Abbau der abgestorbenen Vegetation. Bildung von Ton-Humus-Komplexen aus Tonmineralien und humosen Bestandteilen.
- Bildung von Bodenhorizonten mit einem vertikalen Austausch z.B. von organischen Stoffen, Tonen und Eisen.
Aus und auf dem Muttergestein bildet sich so im Laufe von Jahrhunderten eine Bodenschicht, die Wiesen oder Moore, später Büsche, Bäume und Wälder tragen kann. Parallel dazu besiedeln Gliederfüßler, Würmer, Pilze und anderen Lebewesen den Boden. Vegetation und Bodenbeschaffenheit beeinflussen sich gegenseitig und unterstützen sich gegenseitig in ihrer Weiterentwicklung: oberirdisch als Vegetationsfolge von Flechten bis zum Wald, unterirdisch durch Wachstum und „Reife“ der Bodenschicht. Die Bodenbildung ist für unser Zeitempfinden ein sehr langsamer Prozess: so dauert es in gemäßigten Zonen etwa einhundert Jahre bis sich ein Zentimeter Boden gebildet hat.
Am schnellsten findet die Bodenbildung in Wäldern statt. Dort schützt die Vegetation den Boden vor der Strahlung der Sonne, die für viele Bodenbewohner tödlich ist, und vor der Zerstörung bzw. Erosion durch Regentropfen. Durch das Sonnenlicht bilden Bäume Stoffe wie Lignin, die dem Baum Stabilität verleihen, Polyphenole, die als Abwehrsubstanzen gegen Parasiten dienen und Glukose als Energieträger Abgestorbene Bäume werden von Pilzen zerlegt und unter Mitwirkung vieler Lebewesen in Humus umgewandelt. Glukose dient unter anderem zur Ernährung von Wurzelpilzen, die die Bäume wiederum mit Mineralstoffen und Wasser versorgen und zur Ernährung von Bakterien, die wiederum das Muttergestein auflösen. Dabei werden unter anderem Elemente freigesetzt, die von der Vegetation zum Wachstum benötigt werden. Andere, wie Silizium und Aluminium, sind die Hauptbaustoffe von Tonmineralien. Im Darm von Regenwürmern, die die Tonmineralien in die obere Bodenschicht bringen, werden die Ton-Humus-Komplexe gebildet. Diese können Nährstoffe binden und der Vegetation zur Verfügung stellen.
So verbessert in gegenseitiger Einflussnahme die Vegetation den Boden, der dadurch wiederum die Entwicklung der Vegetation unterstützt.
Leider stört der Mensch diesen Milliarden Jahre alten Prozess der Bodenentwicklung durch eine Art der Bodenbewirtschaftung, die zum Abbau und der Zerstörung von Böden führt. Tote Böden können kaum Wasser speichern, sind erosionsanfällig, erhitzen sich durch die Sonneneinstrahlung und erhöhen dadurch die Umgebungstemperatur.
Gesunde Böden hingegen können gesunde Pflanzen hervorbringen, sind erosionsbeständig und können Wasser speichern. Durch einen sorgfältigen Umgang können sie dauerhaft fruchtbar bleiben und uns mit gesunder Nahrung versorgen.