
Für unser Auge unsichtbar sind die Heerscharen von Lebewesen, die im Boden und besonders im Bereich von Wurzeln leben und Pflanzen ernähren. Für einen gesunden Boden und für gesunde, vitale Pflanzen gilt es, sie zu schützen und zu fördern.
Zunächst stellt sich die Frage nach den Heerscharen von Lebewesen, die das Bodennahrungsnetz darstellen. Wer sind diese und welche Aufgabe haben sie übernommen?
Das Bodennahrungsnetz besteht aus den Lebewesen im Boden. Dazu gehören u.a. Bakterien, Protozoen (Gruppe nicht-algenartiger nicht-pilzartiger tierähnlicher einzelliger Organismen), Nematoden und Anthropoden (Gliederfüßler). Weiterhin dazu gehören Wurzelpilze (Mykorrhiza), deren Mycel den Boden durchdringt und das sich durch Wachstum hin zu Nährstoffen bewegen kann. Sobald das Mycel die Nährstoffe aufgenommen hat, können diese zu den Pilzhyphen transportiert werden, die an einer Pflanzenwurzel enden und an dieser andocken. Dort können Nährstoffe zwischen Pilz und Pflanze ausgetauscht werden. Gegen Produkte aus der Photosynthese liefern die Pilze Phosphor, Kupfer, Zink, Eisen und Wasser. Somit vergrößern Pilze den Einzugsbereich von Pflanzen beträchtlich. Ohne Mykorrhiza-Pilze würden viele Pflanzen nicht die Nährstoffe erhalten, die sie für ein optimales Gedeihen benötigten.
Durch ihre Zellbausteine sind Bakterien und Pilze lebende Düngerbehälter. Wenn diese durch Protozoen und Nematoden gefressen werden, wird ihr Protein zu Ammonium*) zersetzt und ausgeschieden. Liegt der pH-Wert im Boden über 7, also im alkalischen Bereich, wird das Ammonium durch Nitrosomas-Bakterien und Nitrobakter weiterhin in Nitride und Nitrate umgewandelt.
Damit spielen Bakterien eine wichtige Rolle in der Pflanzenernährung. Sie halten Nährstoffe fest, die sonst durch Auswaschung verschwinden könnten. Sie werden wieder freigegeben, wenn die Bakterien gefressen werden. Da Bakterien im Wurzelbereich von Pflanzen Nahrung finden und sich deshalb dort gerne aufhalten, stehen die Nährstoffe beim Abbau der Bakterien auch dort wieder zur Verfügung.
Wie oben beschrieben beeinflusst der pH-Wert des Bodens bzw. des Bereichs um die Wurzel, ob der Stickstoff in Ammonium-Form oder in Nitrid- bzw. Nitrat-Form vorliegt. Beachtet man zusätzlich, dass einerseits die meisten Gemüse, Einjährigen und Gräser Stickstoff in Nitrat-Form bevorzugen und gut gedeihen wenn der Stickstoff in Nitrat-Form vorliegt, andererseits die meisten Bäume, Sträucher und Stauden Stickstoff in Ammonium-Form bevorzugen und damit entsprechend gut gedeihen, stellt sich die Frage, wie man den verschiedenen Pflanzen diesbezüglich jeweils gerecht werden kann.
Zum Glück kann dies auf einfache Weise durch Mulchen erreicht werden. Da Mulch Nahrung für die Lebewesen im Boden bietet, kann durch die Zusammensetzung des Mulches die Zusammensetzung der Bodenlebewesen beeinflusst werden. Herbstblätter, Rinde, Holzspäne, Äste und Zweige unterstützen das Pilzwachstum, während grüner Abfall wie Grasschnitt, Unkräuter und Küchenabfälle das Wachstum von Bakterien im Boden fördert. Und da Bakterien den pH-Wert um 7-7,5, Pilze den pH-Wert um 5,5-7 puffern, lässt sich beeinflussen, ob im Boden mehr Ammonium-Stickstoff oder mehr Nitrat-Stickstoff vorliegt.
Um sich die Arbeit im Garten zu erleichtern bietet es sich an, Schnittgut sofort bei Anfall zu Häckseln und auf die Beete zu verteilen. Zu diesem Zeitpunkt kann gut nach grünem Abfall und Ästen und Zweigen getrennt werden und das Häckselgut entsprechend aufgebracht werden.
Nun stellt sich noch die Frage, wie das Bodennahrungsnetz selbst gefördert werden kann. Dies erfolgt am Einfachsten durch Kompost, Komposttees, Mulch und Mykorrhiza.
Optimaler Kompost enthält alle Lebewesen des Bodennahrungsnetzes. Durch Aufbringen wird der Boden mit Mikroorganismen geimpft und so das Bodennahrungsnetz unterstützt.
Aktiv belüfteter Komposttee enthält die gleichen Mikroorganismen wie der Kompost, jedoch in weitaus höherer Konzentration. Er eignet sich einerseits dazu, Mikroben in tiefere Bodenschichten einzubringen, andererseits zum Aufsprühen auf Blätter. Dort sind dann die nützlichen Mikroben in der Überzahl gegenüber den Krankheitserregern im Kampf um Nahrung und Raum.
Was ist nun der Unterschied zwischen Kompost aufbringen und Mulchen? Nun, Mulch besteht aus unverdautem organischem Material und ernährt das Leben im Boden. Im Gegensatz dazu ist Kompost bereits „verdaute“ organische Substanz, enthält aber jede Menge Lebewesen, die in ein Beet eingebracht werden können.
Gefährdet ist das Bodennahrungsnetz besonders durch Pestizide, mineralische Dünger, mechanische Bodenbearbeitung und einen nicht abgedeckten Boden, der im Sommer in der Sonne über 60°C heiß werden kann.
Mit diesen Zeilen wünsche ich Ihnen einen Einblick in die Vorgänge im Boden, Erfolg beim Gärtnern und die daraus resultierende Freude.
*) Ammonium (NH4+) ist eine anorganische Stickstoffverbindung, die entsteht, wenn im Zuge des Stickstoffkreislaufs Bakterien Eiweiße abbauen – es ist die erste Abbaustufe, die später zu Nitrit und Nitrat weiter verstoffwechselt werden kann.